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Illustrationen zur Debatte um Altersbilder
Zum 'negativen Altersbild' in der Gesellschaft allgemein Zum 'negativen Altersbild' in der Gesellschaft allgemein Ein Mainstream in der Gerontologie agitiert seit über 40 Jahren gegen das 'negative Altersbild', von dem die Gesellschaft durchzogen sein soll: "In our culture with its emphasis on youth and speed, old people are expected to play a decreasingly active role in our social and industrial life. These cultural expectations encourage the formation of misconceptions and stereotypes about old age." (Tuckmann/Lorge, 1953, 249) "All diese ... Abweichungen zwischen Erwartungs- und Erlebniswerten, die noch weit stärker bei den Begründungen für eine negative Beurteilung der einzelnen Lebensabschnitte hervortreten, lassen gerade bei der allgemein negativ getönten Erwartung (bezüglich des höheren Lebensalters, C.C.) den Einfluß gewisser Stereotypien deutlich werden." (Lehr, 1964, 224)
In faszinierender Einförmigkeit wird seither in gerontologischen Publikationen das 'falsche', das 'negative', 'Altersbild' beklagt und mit aufklärerischem Impetus ein 'neues', ein 'wissenschaftliches', 'positives Altersbild' dagegengestellt. Die gängigen Bilder vom 'falschen Altersbild' unterscheiden sich lediglich in der dramaturgischen Aufbereitung der vermeintlich vorherrschenden Altersstereotypen. Dabei scheint es den Trend zu geben, den bisherigen 'Stand der Literatur' durch jeweils noch buntere und drastischere Darstellungen des 'Altersbildes' zu übertreffen: "Denn es gibt - wieder? - eine Anti-Altersideologie. Sie ist etwas Ähnliches wie die Diskriminierung rassischer oder religiöser Minderheiten. 'Ageism' (=Altenfeindschaft) ist vergleichbar mit 'racism' (=Rassenhaß), sagen amerikanische Forscher." (Becker, 1973, 12; siehe z.B.: Butler, 1969; Palmore, 1972) "So ist das Bild vom alten Menschen in der Öffentlichkeit bestimmt als ein Bild des Zerfalls, des Abbaus, des Zurückbleibens hinter der unser menschliches Leben tragenden Norm. Gesehen wird er als Nörgler, der zum Zusammenleben schlicht unfähig ist ... Man bescheinigt ihm Reglosigkeit in seinem Denken ... und Abnahme von Intelligenz bis hin zur Debilität. Wollte man demgegenüber eine Liste von positiven Eigenschaften zusammenstellen, so würde man vergeblich nach allgemein anerkannten und 'modernen' Werten suchen. Das Bild ist rundweg negativ, und die wenigen positiven Ausnahmen stützen diese Aussage eher, als daß sie sie zu relativieren vermöchten." (Bätz/Iber/Middel, 1976, 3) "Alte Menschen gelten nach allgemeinem Klischee als leistungsschwach, gebrechlich, krank, pflegebedürftig - auch wenn das für die eigenen älteren Verwandten bezeichnenderweise nur selten zutrifft." (Bleuel/Englbrecht/Garms-Homolova, 1976, 21) "Minimales Prestige, stark verminderte Leistungsfähigkeit, Desinteresse an zwischenmenschlichen Beziehungen, physische Häßlichkeit und geistige Unzurechnungsfähigkeit sind Stereotypen, mit denen die Öffentlichkeit die Situation der Alten beschreibt." (Alte Menschen..., 1980, 11) "Eine Reihe der erwähnten stereotypen Vorstellungen seien hier genannt: Alte Menschen sind senil, (...) sehen alle gleich aus, (...) denken und handeln alle gleich, (...) können nichts mehr dazulernen, (...) sind immer krank, (...) haben keine Freunde (...) und warten nur noch auf den Tod. Es muß wohl kaum gesagt werden, daß dies für die meisten älteren Menschen nicht zutrifft." (Lowy, 1981, 28 - 30; weitere 'Stereotypen' und 'Mythen' über das Alter und alte Menschen auf den S. 32-38) "Regardless of what model of success in aging is evoked, old age in America is generally viewed as a total disaster and, except for death, the ultimate form of alienation." (Simic, 1982, 45) "Das .. erreichte Älterwerden eines Volkes mag dann Probleme mit sich bringen, (...) wenn man den älteren Menschen durch leichtfertige Etikettierung generell in die Gruppe der Behinderten und Pflegebedürftigen einreiht. (...) In Wahrheit sind nämlich von allen 60- bis 70jährigen nur 0,9% pflegebedürftig und 0,6% in Heimen." (Lehr, 1987e, 12f.) "Alte Menschen sind nicht in ihrer Gesamtheit einsam, isoliert, hilflos, krank oder pflegebedürftig. Eine solch' pathologische Sichtweise muß überwunden werden." (Haag, 1989, 83) "Alte sind arteriosklerotisch, senil, vertrottelt, eigensinnig und starrköpfig. Wie kommt es zu diesem Vorurteil? Senil wird heute meist abwertend verwendet und gleichgesetzt mit vergeßlich, geistig abgebaut, nicht mehr zurechnungsfähig." (Chappuis, 1990, 66) * Weitere Beschreibungen des 'negativen Altersbildes in der Gesellschaft' z.B. bei: Alte Menschen..., 1980, 11f.; Articus/Braun, 1986, 11ff.; Baltes, 1989, IX; Bartel, 1990, 20ff.; Bechtler, 1993, 13, 17 u. 19; Beer, 1977, 34-41 u. 44ff.; Bergedorfer Gesprächskreis, 1972, 7ff.; Boetticher, 1972, 149f.; Braun, 1992, 27ff.; Buhofer/Waller, 1977, 4-7; Bungard, 1975, 8, 11, 71-76; Butler, 1975, 6-15; Dallinger, 1990, 107; Donicht-Fluck, 1992, 16f.; Ebel, 1987; Ebel, 1989; Eck/Imboden-Henzi, 1972, 8 u. 11; Eichele, 1982 64 u. 68; Eisenbach, 69-72; Erlemeier, 1986, 18; Gores, 1971, 24; Grombach, 1974, 94f.; Gronemeyer/Buff 1992, 21; Hager, 1983, 194 u. 195; Haske, 1988, 116; Hendricks/Hendricks, 1981, 15ff.; Hohmann, 1976, 59f. u. 137; Hooyman, 1988, 536ff.; Innovative Altenarbeit.., 33; Kaiser, 1983, 109ff.; Kaplan, 1979, 25f.; Kardorff/Oppl, 1989, 10; Koch-Straube/Koch/Leisner, 1973, 67 u. 70; Kogon, 1976, 20f. (Redebeitrag U.Lehr); Krohn, 1978, 54; Kruse/Lehr, 1990, 82; Kunz, 1979, 10 u. 15f.; Lehr, 1970, 22ff.; Lehr, 1971, 66; Lehr 1974, 114f.; Lehr, 1976, 63; Lehr, 1978a, 296; Lehr, 1978b, 44f.; Lehr, 1980a, 327ff.; Lehr, 1981a, 85ff.; Lehr, 1984a, 22; Lehr, 1984b, 19; Lehr, 1985b, 35; Lehr, 1986a, 402 u. 405f.; Lehr, 1987c, 5; Lehr, 1987d, 24; Lehr, 1994, 207ff.; Lehr/Oswald, 1991, 6; Lehr/Schmitz-Scherzer, 1970, 183ff. u. 193; Lehr/Schmitz-Scherzer/Quadt, 1979, 72f. u. 75f.; Loddenkemper/Schier, 1981, 20f.; Lowy, 1981, 30ff.; Lübben, 1972, 56f.; McKenzie, 1980, 8-20; Munnichs, 1989, 308; Murphy, 1989, 225; Petzold, 1985, 15f.; Pöhlmann, 1975, 1-12; Pöhlmann, 1977, 15; Reggentin, 1982, 16 u. 18; Rosow, 1967, 31f.; Rupp, 1984, 1f. u. 14; Ruprecht, 1970, 14 u. 19; Schenda, 1972, 141 u. 147ff.; Schmutzler-Müller/Kornwolf, 1991, 244; Schneider, 1974, 66ff.; Schultz, 1992, 24f.; Staiger, 1988, 46; Tews, 1979, 16ff.; Tippelt, 1992, 106; Tokarski, 1986, 32; Voges, 1993, 21ff. u. 39ff.; Witterstätter, 1987, 38-42; Wunderli, 1984, 66ff.; Zimmermann, 1977, 4f.. Die relativ lange Liste ist nicht das Ergebnis verbohrter Recherche. An nur zwei Lesetagen in der Bibliothek einer Fachhochschule für Sozialwesen konnte ich z.B. in den vorhandenen etwa 200 Monographien zur 'Alterssoziologie' 35 Klagen über das 'negative Altersbild' in der Gesellschaft und Plädoyers zu dessen Veränderung (aber keinen Gegenstandpunkt) finden. Sie ließe sich mühelos verlängern. Dies auch, weil die entsprechenden Textpassagen meist leicht zu finden sind: Häufig stehen sie relativ am Anfang, wenn 'die Menschen starben früher früh' ('schon mit 40'), 'die Alten werden immer älter' ('dank moderner Medizin') und 'die Alten werden immer mehr' abgehandelt sind. Die Suche nach solchen Textstellen wird auch dadurch erleichtert, daß diese im Bibliotheksbestand vielfach unterstrichen oder mit Ausrufezeichen und ähnlichen Markierungen der Bedeutsamkeit versehen sind. Allerdings: Vereinzelt lassen sich auch kritische Stellungnahmen zur angeblichen Dominanz eines 'negativen Altersbildes in der Gesellschaft' finden: Brubaker/Powers, 1976; Schonfield, 1982; Lutsky, 1980.(->S.29, ->S.52) skeptische Anmerkungen auch von: Knopf, 1985, 8f; Kondratowitz, 1993, 96; Langehennig, 1983, 5ff; Nittel, 1990, 81 u. 84; Schonfield, 1989; Tews, 1991, 57, 63; Tews, 1992, 5; Thürkow, 1985, 5ff.
Die Beschreibung des 'negativen Altersbildes' erfolgt zumeist ohne weitere Belege. Manchmal wird pauschal ohne weitere Angaben auf 'einschlägige Studien' verwiesen:
"Psychologen und Soziologen haben in den vergangenen drei Jahrzehnten viel Energie darauf verwendet, das Bild vom alten Menschen in unserer Gesellschaft zu ermitteln und auf seine Elemente hin zu untersuchen. Die einschlägigen Studien kommen dabei im großen und ganzen zum gleichen Ergebnis: Im Bild vom alten Menschen herrschen negative Züge vor. Mit dem Alter werden gewöhnlich Eigenschaften wie 'inflexibel', 'einsam', 'krank', 'hilfebedürftig' usw. verbunden. Beim Zustandekommen dieses Bildes spielt die unreflektierte Übernahme von Gehörtem und Gelesenem ebenso eine Rolle wie die Verallgemeinerung von Einzelerfahrungen." (Braun, 1992, 27) Ansonsten finden sich häufig Verweise auf die 'Psychologie des Alterns' von Ursula Lehr (248ff. in den Auflagen von 1972 bis 1987, 284ff. in der 7.Aufl. 1991), wo eine größere Anzahl von Studien genannt sind, die vorgeblich das negative "Bild des älteren Menschen in der Gesellschaft" (ebd.) belegen. Angefügt werden manchmal noch erstaunliche Plausibilisierungen für die Diagnose eines 'negativen Altersbildes' in der Gesellschaft: "Alte Waren taugen nichts mehr, ist die Devise. Dies führt ganz allgemein zur Abwertung alles Älteren, nicht mehr Modernen. Im Zuge solcher Haltungen werden auch alte Menschen abgewertet. Inwieweit es sich positiv auf die Wertschätzung alter Menschen auswirkt, daß angesichts von Rohstoffkrisen gebrauchte Gegenstände höher bewertet und wieder verwendet werden (Recycling), bleibt abzuwarten." (Witterstätter, 1987, 39f.) "Alte Kleider, alte Geschichten, alte Leute: man hat keine rechte Verwendung mehr dafür." (Buhofer/Waller, 1977, 5) Überhaupt sind bildhafte Beschreibungen des 'Altersbildes' sehr beliebt: "Zu den Vorurteilen gehören auch die Annahmen über einen generell desolaten physischen Zustand alter Menschen. Man ist geneigt, sie samt und sonders reif für den Misthaufen der Geschichte zu halten. Jüngere Untersuchungen, die allerdings noch darauf warten, durch umfassende repräsentative Studien bestätigt zu werden, lassen mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erkennen, daß diese Annahmen der Wirklichkeit gegenüber in keiner Weise standhalten." (Boetticher, 1972, 149f.) "Verweist man so im Image der Öffentlichkeit alte Menschen in den Sarg der Geschichte, so steht demgegenüber die Statistik..." (Bätz/Iber/Middel, 1976, 3) "In unserer heutigen Gesellschaft wird häufig vom 'Alter als Stigma' oder vom alten Menschen als 'Sozialleiche' gesprochen." (Weinbach, 1983, 3; Terminus z.B. auch bei: Lehr, 1976, 63; Lehr, 1987a, 301; Braun, 1981b, 68) "Es ist keine Übertreibung zu behaupten, daß das an sich wertneutrale Wort 'alt' stark negativ gefärbt ist. ... Nicht von ungefähr begegnen wir im Zusammenhang mit dem Alter immer wieder dem Bild vom Schrotthaufen oder - etwas milder - vom Abstellgleise." (Buhofer/Waller, 1977, 5) Auch nach 40 Jahren gerontologischer Kritik scheint der aufklärerische Habitus nichts an Berechtigung eingebüßt zu haben. Die Klage über das trotz langwährender Aufklärungsbemühungen 'noch immer negative Altersbild' gibt es - unverdrossen im Zeitablauf und unbeschwert von Zweifeln an der Qualität der Botschaft - seit über 25 Jahren: "Vor allem die in unserer Gesellschaft noch weithin vorherrschende Meinung, das Altern sei ein ausschließlich pathologischer Prozeß, sollte durch sachliche Aufklärung überwunden werden." (Ruprecht, 1970, 14) "Das Bild vom älteren Menschen ist auch heute noch durch Feststellungen von Isolation und Vereinsamung, von Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit charakterisiert." (Ursula Lehr, 1972, 248) "Freilich galt es zunächst, eine Reihe von stereotypen Vorstellungen, die in der Öffentlichkeit über alte Menschen herrschten und zum Teil immer noch herrschen, wie etwa die der generellen Armut und Hilfsbedürftigkeit alter Menschen, ihrer Isolierung und Vereinsamung, ihres schlechten Gesundheitszustandes zu beseitigen.." (Vath, 1973, 11) "Dennoch zeigen die neuesten Untersuchungen vom vergangenen Jahr, daß dieses durch Defizit, durch Abbau, durch Verlust von Fähigkeiten gekennzeichnete Altersbild immer noch in großen Gruppen der Bevölkerung vorherrscht und sogar ständig verstärkt wird: Sei es durch Schulbücher, sei es durch eine einseitige Auswahl von Fernsehsendungen, sei es durch die Werbung..." (Diskussionsbeitrag von Ursula Lehr in Kogon, 1976, 21) "Alte Menschen ... gelten ihren jüngeren Mitmenschen aber immer noch als gebrechlich, passiv, rigide, wenig umgänglich und schwachköpfig (Lehr 1977a; Schenda 1970)." (Hastenteufel, 1980a, 530) "Viele von uns sind noch immer das Opfer von stereotypen Vorstellungen über das Alter und die alten Menschen; und die Alten selbst sind ihrerseits häufig ebenfalls Opfer dieser Vorstellungen." (Lowy, 1981, 28) "Vor 5 Jahren haben wir auf das in der Gesellschaft verbreitete negative Bild vom alten Menschen (S. 248 ff.) hingewiesen... Die Hoffnung, daß dieses Buch zur Korrektur dieses verzerrt gezeichneten Bildes beitragen möge (vgl. S. 297), hat sich bisher zumindest noch nicht eindeutig erkennbar erfüllt. (...) Belege für das negative Altersstereotyp auch aus den letzten Jahren häufen sich." (Lehr, 1987a, 300) "Immer noch ist in unserer Bevölkerung ein Altersbild verbreitet, das vom leistungsgeminderten, durch geistigen und körperlichen Abbau gekennzeichneten, hilfsbedürftigen, armen, einsamen Menschen ausgeht." (Lehr, 1988d, 11) "'Alten kann man das Telefonbuch vorlesen, sie sind dankbar, daß sich jemand mit ihnen beschäftigt' - so faßte kürzlich ein Älterer das vielfach noch gängige Vorurteil zusammen." (Veelken, 1988a, 60) "'Alte Menschen sind lästig, taub, hilfsbedürftig, laufen am Stock und können auch noch furchtbar nörgeln.' Dieses Bild vom alten Menschen besteht schon sehr lange und ist auch heutzutage immer noch springlebendig. Auch die Medien tragen dazu bei..." (Innovative Altenarbeit..., 1989, 33) "Alte Menschen wurden als gebrechlich, vergeßlich, passiv, anfällig, intolerant, konservativ, verbittert und isoliert beurteilt .. Diese durchweg negativen Attribute waren für das Altersbild bestimmend (...) Eine große Anzahl sozialgerontologischer Schriften zeigt (vgl. Ebel 1987), daß Alter und alte Menschen in unserer Gesellschaft nach wie vor stigmatisiert werden. (....) M.E. ist das Altersbild als Stereotyp (griech. starres Muster) nach wie vor negativ geprägt" (Ebel, 1989, 49f. u. 55) "Lehr und Thomae (1987) vertreten völlig zu Recht noch heute die Auffassung, daß das defizitäre Altersbild in der öffentlichen Meinung noch nicht ausgeräumt ist." (Schmutzler-Müller/Kornwolf, 1991, 244) "Das vorwiegend negative Sozial- und Selbstbild der Alten konnte durch die Herausbildung neuer Lebensstile bisher (noch) nicht zum Kippen gebracht werden." (Rosenmayr, 1994, 464)
Und im Lehrbuch der psychologischen und sozialen Alternswissenschaft von 1990 findet sich eine noch pessimistischere Einschätzung zur Tendenz des 'gesellschaftlichen Altersbildes': "Es gilt mittlerweile als Grundüberzeugung, daß das Alter bei den meisten Menschen mit sozialer Isolierung und Einsamkeit einhergeht. Das soziale Netz verkleinert sich und der Aktionsradius wird immer kürzer, so die vorherrschende Meinung." (Geuß, 1990, 27) Die Renitenz, mit der 'die Gesellschaft' vermeintlich am 'negativen Altersbild' festhält, paßt zur Überzeugung der um 'Aufklärung' bemühten Gerontologen und Wissenschaftsautoren, daß es sich bei diesem 'Bild' um ein 'Stereotyp' oder ein Konglomerat von 'Stereotypen' handelt. Die nämlich sind definitionsgemäß äußerst resistent gegen Veränderung: "Das in der Öffentlichkeit verbreitete Altersstereotyp beschreibt die vermeintlich unabwendbaren Veränderungen, die das Alter mit sich bringt. Dabei wird individuellen Unterschieden im Alterungsprozeß kein Raum gelassen. Die öffentliche Meinung beschreibt den älteren Menschen als isolierte und vereinsamte, abhängige und hilfsbedürftige Person. (...) Stereotyp bezeichnet eine festgefügte, für lange Zeit gleichbleibende emotional positiv oder negativ gefärbte Vorstellung von Personen und Gruppen, die nur begrenzt veränderbar ist. (....) Das negative Stereotyp hat zur Annahme eines 'Defizitmodells' geführt, das auch lange Zeit in der Psychologie verbreitet war. ... Obwohl dieses Modell heute als überholt gilt, ist es sehr beständig in der öffentlichen Meinung verankert." (Voges, 1993, 21 u. 24)
Eine - hinsichtlich der Veränderungsfähigkeit von 'Stereotypen' - noch deprimierendere Begrifflichkeit wird z.B. von R. Bartel vertreten: "Somit bedeutet 'Altsein', gegen gesellschaftliche Ideale zu verstoßen. (...) Daraus entstehende gesellschaftlich bedingte Stereotypen haben stark generalisierenden Charakter und bilden ein geschlossenes System von irreversiblen und statischen Bewertungen und Zuschreibungen." (Bartel, 1990, 21)
Ein solches Ausmaß an Unbelehrbarkeit gilt als traurige Besonderheit der Stigmatisierung alter Menschen: "Their stereotypes are also remarkably resistant to change from exposure to, familiarity and contact with older persons. The aged, incidentally, are the only minority group for which this is true. Close contact frequently destroyes social distance and invidious stereotypes about other devalued groups. But this does not apply to the aged. Negative images of them are impressively impervious to exposure and contact." (Rosow, 1967, 32) "In gewisser Hinsicht haben es die Alten mit ihrem Stereotyp sogar noch schwerer als normale Minoritäten. In aller Regel gilt nämlich, daß durch Interaktionen mit Minoritäten bestehende Vorurteile ihnen gegenüber abgebaut werden. ... Nur bei den Vorurteilen den Alten gegenüber ist das nicht so. Drake (1957) konnte zeigen, daß weder Häufigkeit noch Intensität des Kontaktes zwischen Alten und Jungen das Stereotyp beeinflußt, daß die Jungen von den Alten haben. Es kommt nicht zu besseren Urteilen - ganz gleich, wie lange man mit den Alten zusammenwohnt und wie häufig der Kontakt ist. Das Stereotyp der Alten und des Alters scheint resistent gegen jede Veränderung. " (Tews, 1979, 18f.)
Das 'negative Altersbild' wird aber nicht nur allgemein 'in der Gesellschaft' vermutet. Als Träger und (Mit-)Verursacher gelten auch eine Reihe ausgewählter 'Institutionen unserer Gesellschaft': "Genau betrachtet gibt es ja so etwas wie ein 'System' von Meinungen, Erlebnissen, schiefem Faktenwissen und negativen Vorurteilen, das immer wieder von Institutionen unserer Gesellschaft wie der Schule, der Wissenschaft, den Massenmedien und auch von Organisationen wie Altenheimen und Altenpflegeheimen verstärkt, sich als höchst resistent erweist gegen alle Versuche, daran Korrekturen anzubringen." (Blaschke/Debast, 1982, 224f.) (...)
Zum 'negativen Altersbild' in den 'Medien' Als Träger und Mitverursacher des 'negativen Altersbildes' gelten u.a. auch 'die Medien'. Beschuldigt werden i.d.R. zunächst 'die Medien' allgemein, ("Nach weitverbreiteten Annahmen bedeutet Älterwerden einen Verlust seelisch-geistiger Fähigkeiten, einen Abbau psychischer Funktionen. Nach diesen Vorstellungen, die durch Massenmedien ... immer wieder genährt werden ... geht Älterwerden mit zunehmender Gebrechlichkeit, Isolation und sogar mit zunehmender Unzurechnungsfähigkeit einher." (Lehr, 1973, 19) "Vermittler von Alternskonzepten sind neben den Interaktionspartnern des täglichen Lebens die Massenmedien. Sie pflegen das gängige Stereotyp vom passiven, kränklichen, wenig attraktiven und ziemlich überflüssigen alten Menschen ..". (Hastenteufel, 1980a, 530))
eine bisweilen orakelhafte Auswahl unterschiedlicher Medien, ("Die Mehrheit der älteren Menschen hat es gar nicht nötig, als bemitleidenswert dargestellt zu werden. So hinfällig, wie dieser alte Mensch in Illustrierten, Fernsehen und Zeitungen geschildert wird, ist er gar nicht. (...) Als Störfaktor ersten Ranges muß daher das 'Image', welches der ältere Mensch in unserer Gesellschaft hat, angesehen werden. Bedauernswerterweise erfährt dieses Image durch verschiedene Publikationsorgane - z.T. sicher unbeabsichtigt - eine zunehmende Verstärkung." (Lehr/Schmitz-Scherzer, 1970, 183) "Analysen von Lesebüchern, aber auch von Illustrierten und Fernsehsendungen ... lassen leicht erkennen, worauf dieses 'Bild des alten Menschen' als hilfsbedürftigen, an das Mitleid appellierenden bedauernswerten Menschen zurückzuführen ist." (Lehr, 1970, 24)) "Lesen wir die Presse oder sehen wir fern oder schauen wir uns die Werbung an, so fällt eines auf: der ältere Mensch wird negativ gesehen und abgewertet." (Schmitz-Scherzer, 1973: nach Pöhlmann, 1975, 7))
die gelegentlich fortgesetzt wird mit einer Klage über einzelne Publikationskanäle, beispielsweise 'die Lese-' oder 'Schulbücher', ("Das Altersstereotyp läßt sich schon bei Kindern nachweisen... Es ist in Schullesebüchern ebenso wie in den Mitteilungen der Massenmedien enthalten." (Hohmeier, 1978, 15) "Sodann ist es dringend notwendig, das Bild der a priori armen, hilfsbedürftigen und törichten Alten endlich aus unseren Schulbüchern und Medien zu verbannen." (Hager, 1983, 194))
oder 'die Werbung': "In der Werbung kennzeichnen Rigidität, Unkenntnis über neuere Entwicklungen, Festhalten am Gewohnten das Bild der älteren Frau. Der ältere Mann wird als Zahnprothesenträger, der auf vitalisierende Medikamente angewiesen ist, charakterisiert; bestenfalls als stiller Genießer von Alkohol, Kaffee und Schokolade." (Lehr, 1976, 63) "Werbung und Fernsehen stellen zum großen Teil ein Bild des Alters dar, das dem Defizit-Modell entspricht. Altern bedeutet Rückzug aus der Lebensfülle, und der alte Mensch ist ein gebrechlicher, leidender Greis oder eine passive, hilflose Greisin." (Müller, 1988, 85)
Das negative Altenbild in den Medien soll laut Ursula Lehr bis heute - jedenfalls bis in die späteren 80er Jahre - fortbestehen: "Während man vor 10-15 Jahren erste positivere Anzeichen eines günstiger werdenden Altersbildes (in den Medien und der Gesellschaft, C.C.) wahrnehmen konnte, müssen wir jetzt leider eine 'Wende' zurück, eine Wende zu einem negativen Altersbild, zu einer zunehmenden Problematisierung des Alters konstatieren..." (Lehr, 1986b, nach Dierl, 1989, 8) Zu den vermuteten Wirkungen des 'negativen Altersbildes' auf die darin Abgebildeten Vermutlich würden Gerontologen, Geragogen und Wissenschaftsautoren, die sich im Streit für das 'neue Altersbild' engagieren, darum nicht so viel Aufhebens machen, wäre da nicht die Überzeugung von den unmittelbar schädlichen Wirkungen des 'falschen Altersbildes'. Zentral ist dabei die Vorstellung, daß das 'Fremdbild' oder, meist in synonymer Verwendung, das 'Heterostereotyp' in das 'Selbstbild', also 'Autostereotyp', übernommen wird: "Psychologischen Gesetzen zufolge bestimmt das Fremdbild (d.h., das 'Bild', das andere Menschen von einem haben) das Selbstbild..." (Lehr, 1973, 19) "Wenn sie (Nicht-Alte, C.C.) z.B. glauben, daß ältere Menschen vor allem hilfsbedürftig und passiv sind, kann das dazu führen, daß ältere Menschen das selbst glauben und ein entsprechendes Selbstbild entwickeln." (Eisenbach, 1977, 70) "So, wie andere sie sehen, sehen die alten Menschen am Ende sich selbst." (Witterstätter, 1987, 41)
Wenn 'alte' Menschen mal doch 'so' sind, wie ihnen im 'falschen Altersbild' unterstellt, dann, so wird angenommen, vor allem deshalb, weil sie dieses Bild internalisiert haben. Über den Internalisierungsprozeß und gefügig-analoges Verhalten soll das 'negative Altersbild' mithin schuld daran sein, daß 'alte' Menschen hilfebedürftiger und einsamer sind, weniger Sport treiben und seltener Geschlechtsverkehr haben, als sie 'eigentlich' wären und hätten:* "Many behavioral and personality characteristics, it is now recognized, are shaped by the expectations of others, and members of any age group tend to conform to the stereotype into which society casts them. ... Thus it may occur that old people yield passively to the self-fulfilling prophecies their social image procjects such as conservatism, preoocupation with health, loss of memory, inability to learn, and withdrawal from social activities." (Eklund, 1969, 339) "Hier haben wir es vielleicht mit einem der gewichtigsten Probleme im Zusammenhang mit dem Alter überhaupt zu tun; es ist gewissermaßen ein sozialpsychologisches Diktum, wonach Menschen sich gerade so verhalten, wie man es von ihnen erwartet." (Lowy, 1981, 28) "Das Selbstbild und die Realitätsorientierung des älteren Menschen werden von solchen Stereotypisierungen affiziert und bestimmen dann sein reales Verhalten." (Lehr, 1987a, 253) "The self-fulfilling prophecy einer Pflegebedürftigkeit im Alter: Bei uns neigt man dazu, ältere Menschen - zumindest aber die über 70-, 80jährigen - von vorneherein als Behinderte, Hilfs- und Pflegebedürftige zu sehen. Muß nicht angesichts dieser vorherrschenden Meinung jeder Älterwerdende dann Angst haben, zu einem Pflegefall zu werden, so daß sich aufgrund der negativen Erwartungshaltung erst eine Pflegebedürftigkeit einstellt?" (Lehr, 1987b, 882) "Die Vorstellung, daß ältere Menschen fast immer der Hilfe bedürfen, ist eine eindeutige Verzerrung der viel differenzierteren Realität. (...) Dieses negative Etikett wird von den Älteren internalisiert. Sie fangen an, sich selbst als inkompetent zu sehen, was letzten Endes zu einem Verlust der noch vorhandenen Fähigkeiten führt. Die Folge davon ist, daß sich ältere Menschen generell als unfähig ansehen..." (Munnichs, 1989, 309)
Auch beim 'Internalisierungstheorem' gibt es die Tendenz, die an sich simple Idee mit immer aufwendigeren Erläuterungen und dramatischeren, scheinbar aus dem Leben gegriffenen Beispielen zu versehen: "Der 'Feind von außen'. Es sind dies die gesellschaftlichen Kräfte, die ... ihm sagen, du bist alt, krank, leistungsunfähig. .... Der 'Feind von innen'. Das sind die Selbstbilder, die der alte Mensch von sich hat, daß er kränklich sei, zu nichts mehr tauge, wohlverdiente Ruhe genießen solle, daß er zurückgezogen, schwarz angezogen, möglichst lautlos leben solle. .... Die negativen Altersselbstbilder der alten Menschen sind ein mächtiger Feind, der ein guter Verbündeter für den 'Feind von außen' ist. Beide verstärken sich wechselseitig. " (Petzold, 1985, 15f.) "Vorurteile ... erzeugen häufig 'self-fulfilling-prophecies'. Dazu ein Beispiel eines älteren Arbeitnehmers: Ein älterer Arbeitnehmer wird von seinen jüngeren Kollegen als geistig unbeweglich, als Eigenbrötler, als unkooperativ, als nur noch mangelhaft leistungsfähig eingeschätzt. Diese Einschätzung wird beim Jüngeren allmählich zur Überzeugung. Warum? Am Arbeitsplatz zeigt er zwar nach wie vor die von ihm verlangten Leistungen, ja er versucht sogar, diese noch zu steigern. Das bringt ihm zwar einige Belobigungen vom Vorgesetzten ein, aber gleichzeitig die Kollegen noch mehr gegen ihn auf. Sein Fleiß wird von ihnen als unsoziales Strebertum verurteilt, durch das sie nur Nachteile hätten. Die Atmosphäre am Arbeitsplatz wird immer mehr vergiftet. Unter diesen Bedingungen und dem (selbstauferlegten) Zwang, es den anderen zumindest im Leistungsbereich zeigen zu müssen, passieren dem älteren Mitarbeiter garantiert einige Fehler. Es sind zwar keine gravierenden 'Böcke', aber von seinen Kollegen werden sie als solche behandelt. Nun bestätigt sich also die Einschätzung, der Leistungsabfall des älteren Mitarbeiters sei eklatant, und überhaupt sei mit ihm nicht mehr viel los. Der Ältere verfällt in Resignation und Passivität." (Staudacher, 1986, 15f.)
Hinzu kommt die Annahme, daß auch das 'falsche Fremdbild' nicht nur 'da' ist, sondern ebenfalls im ganz alltäglichen Verhalten wirksam wird: "Im Zusammenhnag mit der Einstellung gegenüber alten Menschen möchte ich folgendes feststellen: Die Meinungen, Ansichten und Verhaltensweisen der Menschen sind oft ein Spiegel abgedroschener und landläufiger Äußerungen und Denkweisen. Wir sind nur allzu bereit, verbreitete Annahmen und völlig ungerechtfertigte gedankliche Muster ganz oder zum Teil zu übernehmen und uns dann entsprechend zu verhalten. Das gilt in besonderem Maße in Bezug auf die Alten. Alte Menschen werden häufig als homogene Gruppe klassifiziert, als amorphe, in sich nicht differenzierte, unpersönliche Wesen..." (Lowy, 1981, 28) - und daß die 'Älteren', die sich der Internalisierung des 'Fremdbildes' verschließen, durch offensiven Druck zum 'so sein' genötigt werden: "Bei Widersprüchen zwischen Stereotyp und dem Verhalten des Beurteilungsobjektes wird man durch Sanktionen die Anpassung des Objektes an das allgemeine Pauschalurteil erstreben. Dadurch ist man der Notwendigkeit enthoben, sein festgefügtes Weltbild zu ändern, das ja durch vielfältige Beziehungen mit den einzelnen Stereotypen liiert ist." (Schneider, 1974, 70f.)
Hier spätestens stellt sich die Frage, wer überhaupt im 'negativen Altersbild' abgebildet sein soll und wer sich davon abgebildet sieht ( - um es ggf. internalisieren zu können). Für Protagonisten des 'neuen Altersbildes' scheint klar zu sein, daß die Zuordnung nach dem Alter an Jahren vonstatten geht: "Als einziger Störfaktor, der allein vom Lebensalter abzuhängen scheint, erweist sich das 'Image' des älteren Menschen in unserer Gesellschaft!" (Lehr/Schmitz-Scherzer, 1970, 193)
Uneins ist man sich lediglich hinsichtlich der zum 'Alt-sein' notwendigen Anzahl an Lebensjahren; i.d.R. gilt als 'alt', wer 60 oder 65 Jahre oder älter ist: "Denn im Alter werden wir alle eine Alters-Klasse von 12 Millionen Bürgern in der Bundesrepublik (gemeint sind also die über 60jährigen, C.C.) (...) Sie werden in die Isolation geschickt, die Erwartungsnormen haben dazu geführt. Und sie akzeptieren es, glauben selbst an das Altersdefizit, das von der Wissenschaft längst als Zwecklüge entlarvt wurde." (Bleuel/ Englbrecht/Garms-Homolova, 1976, 21) "Unsere Gesellschaft neigt dazu, 'den Alten' - und das sind heute spätestens die über 60jährigen - eine jede Kompetenz abzusprechen und sie .. zu einer Problemgruppe abzustempeln. Alte Menschen sind - und das heute noch mehr als vor 25 Jahren - eine gemachte Problemgruppe.." (Lehr, 1987g, 22)
Hier und dort finden sich aber auch andere Zahlen: "Der Alterungsprozeß im psychischen und physichen Bereich wird sich verlangsamen, wenn man Leute über 40 nicht mehr als 'Outgroup' ansieht." (Hohmann, 1976, 137) "Über das Leben der Frau im höheren Lebensalter werden in der Bevölkerung besonders ungünstige Erwartungen geäußert. Schon ab dem 40. Lebensjahr erwartet man für die Frau verstärkt gesundheitliche Probleme, finanzielle Schwierigkeiten und Einsamkeit (Lehr 1961)." (Kaiser, 1983, 110) "Das Stereotyp des hinter dem Ofen sitzenden, wirklichkeitsfremden, tatterigen Greises scheint nach Ansicht bestimmter Bevölkerungsgruppen bereits für den Menschen vom 50. Lebensjahr an zuzutreffen." (Lehr, 1970, 24) "... verstehen wir in dieser Arbeit unter Betagten Menschen ab 62..." (Buhofer/Waller, 1977, 4)
C. Zur (Selbst-)Beauftragung der Gerontologie, den Kampf gegen das 'falsche Altersbild' aufzunehmen Aus alledem schließen die Kritiker des 'negativen Altersbildes' ihren Auftrag, die Gesellschaft, die 'Alten', die Akteure in der Altenarbeit, die Jugendlichen, die Kindergarten- und Schulkinder und alle anderen über das 'wissenschaftliche Wissen' um das 'Alter' aufzuklären: "Vor allem die in unserer Gesellschaft noch weithin vorherrschende Meinung, das Altern sei ein ausschließlich pathologischer Prozeß, sollte durch sachliche Aufklärung überwunden werden. Nicht zu Unrecht hat Thomae immer wieder darauf hingewiesen, daß das Defizit-Modell in der Alternsforschung reformiert werden müsse." (Ruprecht, 1970, 14) "Um das Fremdbild der älteren Generation zu verbessern, müßten wir uns im Grunde an die mittlere und jüngere Generation wenden, hier informieren, Vorurteile abbauen..." (Buhofer/ Waller, 1977, 6) "Hier gilt es, einmal, durch Aufklärungskampagnen und sachliche Orientierung das negative, am Defizit-Modell orientierte Fremdbild des alten Menschen zu korrigieren. Da das Fremdbild das Selbstbild beeinflußt, dürfte es mit der Zeit - vielleicht allerdings erst bei der älteren Generation von morgen oder übermorgen - zu einem positiveren Gesamterleben im Alter kommen." (Lehr/Schmitz-Scherzer/Quadt, 1979, 57) "Die Verbesserung der Einstellungen gegenüber anderen Gesellschafts- oder Altersgruppen muß systematisch ins Bewußtsein möglichst vieler Menschen gebracht werden." (Hager, 1983, 194) "Wir wählten Themen aus, die zu praxisbezogener Betrachtung anregen. Sie könnten die Richtung angeben, in der zukünftig weitergearbeitet werden müßte: Korrektur des vorurteilsvollen Bildes vom alten Menschen in der Öffentlichkeit, Aufwertung des Selbstbildes und des Selbstwertgefühls alter Menschen und damit Abkoppelung von einem die Lebenschancen bescheidenden Prozeß der Sich-selbst-erfüllenden-Prophezeiung..." (Kaiser, 1983, 128) "Um hier Änderungen zu erreichen, werden wir vor allem selbst die Ärmel hochkrempeln müssen. Vorrangig ist uns selbst die Aufgabe gestellt, zu einem Abbau des negativen Bildes der älteren Generation in der Gesellschaft beizutragen." (Haag, 1989, 83) "Eine Politik mit dem Ziel, die Lebensqualität im Alter zu erhöhen, müßte bereits im Kindergarten anfangen. Schon im Vorschulalter gilt es einmal, das Bild vom alten Menschen als einem kompetenten, selbständigen, selbstverantwortlichen Bürger zurechtzurücken..." (Lehr, 1991b, 183; die logische Syntax ist etwas irreführend, gefordert wird natürlich die Korrektur des Bildes vom inkompetenten alten Menschen.) "Insbesondere erhöht eine sachorientierte Beeinflussung der öffentlichen Meinung auch die Wahrscheinlichkeit, daß sich Menschen, die in die Altersphase eintreten und vielleicht auch solche, die sich schon in dieser Phase befinden, aus den Fesseln eines undifferenzierten negativen Bildes vom Alter freimachen." (Braun, 1992, 28f.)
Mit zuweilen inquisitorischem Impetus wird gegen Autoren zu Felde gezogen, die der 'Pflicht' zur Förderung des 'neuen Altersbildes' nicht nachzukommen scheinen: "Wissenschaftliche Forschung hat u.a. die Funktion, falsche Meinungen über Sachverhalte unseres Lebensalltages aufzudecken und zu korrigieren. Dem fühlen auch wir uns mit dem vorliegenden Buch verpflichtet. Nicht jeder Beitrag im Umfeld gerontologischer Forschung aber ist geeignet, zur Korrektur des verzerrten Bildes vom alten Menschen beizutragen." (Kaiser, 1983, 113)
H. J. Kaiser bekräftigt dies an anderer Stelle: "Ein realitätsangemessenes Altersbild in der Bevölkerung zu erreichen, ist das Ziel jeden Bemühens um Aufklärung." (Kaiser, 1989, 202)
Dort immerhin folgt die verunsicherte Frage: "Was aber soll als 'Realität' des Alterns und Altseins vermittelt werden?" (...)
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www.ccarls.de
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